Klimaanlage, die das
Design eines
Gebäudes ergänzt

Genau wie Sonnenlicht, Pflanzen und andere natürliche Elemente
spielt auch eine gute Luftqualität eine wichtige Rolle bei den zunehmend nachhaltigen Gebäudedesigns von heute.
Text von Danielle Demetriou
Fotos von Kunihisa Kobayashi
Kunstgalerien. Wohnungen. Kliniken. Büros. Die Arbeit von Kentaro Ishida, dem Gründer des in Tokio ansässigen Büros KIAS, umfasst seit langem das gesamte Spektrum der Architektur.
Seinen Entwürfen liegt ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen seinen japanischen Wurzeln und einer globalen Sichtweise zugrunde – ein Erbe von Ishida, der in mehreren Ländern in Übersee aufgewachsen ist, bevor er in London Architektur studierte und in der Schweiz bei Herzog & de Meuron arbeitete.
Während seine Werke von einem genreübergreifenden Geflecht kultureller Bezugspunkte und räumlicher Perspektiven durchdrungen sind, gibt es eine ganz typisch japanische Ästhetik, die sie alle durchzieht – die Idee der Unvollkommenheit. Sie findet sich in der organischen Aggregatstruktur einer Außenwand, in der geschwungenen Abstraktion geschichteter Dächer oder in der subtilen Asymmetrie eines Innenraums.
KIAS ist wohl am besten für seine Kulturräume bekannt. Ishida, der während seiner Zeit bei Herzog & de Meuron das Design des Perez Art Museum Miami leitete, ist für eine Reihe bemerkenswerter Projekte in Japan verantwortlich. Zu diesen gehören N's Yard, ein geradliniger Kubus aus Stein und Glas, der von Wäldern umgeben ist und als Privatmuseum des japanischen Künstlers Yoshitomo Nara dient, und die Mitsukoshi Contemporary Gallery in Tokio.
Luftqualität und Belüftung sind seit langem wichtige Aspekte bei seinen Entwürfen für solche Kulturräume. Dabei setzt der Architekt häufig sowohl modernste, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Technologien als auch die natürlichen Ressourcen Licht und Luft ein.
In einem Interview in seinem Atelier im noblen Stadtteil Daikanyama spricht Ishida über die Bedeutung frischer Luft, den Wandel des Lebensstils in Zeiten der Pandemie und den zeitlosen Reiz der Unvollkommenheit.
Unvollkommenheit als ausgleichendes Element
Ihre Arbeit umfasst das gesamte Spektrum von großen Museen und Galerien bis hin zu Wohnhäusern. Wie gehen Sie an jedes individuelle Projekt heran?
Jedes Projekt ist anders und beginnt bei Null. Wir versuchen, möglichst unvoreingenommen zu gestalten und berücksichtigen dabei immer die Umgebung, das Land und den Kontext. Dies gilt insbesondere für Wohnprojekte – jeder Mensch hat einen anderen Lebensstil und unterschiedliche Ansprüche an Lebensqualität und Wohnräume. Es ist wichtig für uns, dies als Ausgangspunkt zu verstehen.
Gibt es einen roten Faden, der Ihrer Arbeit zugrunde liegt?
Eine Sache, für die ich mich immer interessiere, sind Materialien und die verschiedenen Möglichkeiten, sie einzusetzen. Bei einem Wohnbauprojekt in Ota Ward, Tokio, haben wir zum Beispiel das erste Stockwerk des Gebäudes mit grünlichen Serpentinsteinen so gestaltet, dass es wie ein Betonkasten mit Waschbetonwänden aussieht. Die Textur ist sehr subtil, aber sie verleiht ein natürliches Aussehen.
In dieser Welt ist alles perfekt – vor allem Tokio. Jede Oberfläche ist sauber und gleichmäßig, ein Effekt, der meist durch die Verwendung von unechten Materialien wie bedrucktem Holz erzielt wird. Also versuchen wir, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen und die Dinge ein wenig unvollkommen zu gestalten. Es ist wie ein traditionelles japanisches Zimmer, das nicht symmetrisch ist. Normalerweise gibt es einen Tokonoma – einen Raum für die Götter, für die alten Geister – der etwa 50 mm über dem Boden liegt und durch eine Holzsäule abgegrenzt ist. Diese kleinen Gesten machen den Raum weicher und ausgeglichener. Wir verwenden oft Techniken, die diesem Geist entsprechen - wir machen Oberflächen etwas rauer oder natürlicher.
Warum sich die Architektur weiterentwickeln muss
Wie stark werden Sie durch die traditionelle japanische Kultur und Ästhetik beeinflusst?
Ich habe in Bangkok gelebt bis ich drei Jahre alt war, habe dann die Grundschule in Los Angeles besucht. Ich habe fünf Jahre lang in London Architektur studiert und habe dann neun Jahre lang in der Schweiz für Herzog & de Meuron gearbeitet, bevor ich 2012 nach Tokio zurückkehrte. Es ist also sehr schwierig, meine genauen Inspirationen zu benennen. Die Wahrnehmung des Raums ist hier in Japan völlig anders als in Europa. Japanische Gebäude sind eher empfindlich, sehr weich – meist aus Holz. Europäische Bauwerke sind eher starr und bestehen aus Stein und Ziegeln. Aber all diese Elemente befinden sich für mich auf der gleichen Palette. Anstatt mich nur einer Kultur zugehörig zu fühlen, hoffe ich, all diese Elemente zu kombinieren – und sie neu zu interpretieren, um einen Schritt vorwärts zu machen und ein neues Gefühl der Abgrenzung zu schaffen. Es ist wichtig, dass sich die Architektur weiterentwickelt, auch wenn es nur ein ganz kleiner Schritt ist. Jedes einzelne Detail – bis hin zu den Türklinken – sollte hinterfragt werden.
Wie hat sich die Pandemie in den letzten Jahren auf Ihre Arbeit und auf die Wünsche Ihrer Kundschaft ausgewirkt?
Kundinnen und Kunden konzentrieren sich im Allgemeinen mehr auf die Lebensqualität in ihrem Zuhause. Sie sind zum Beispiel bei der Auswahl der Möbel vorsichtiger oder wünschen sich größere Bäder. Sie beginnen innezuhalten und darüber nachzudenken, was ihr Leben zu Hause bereichert. Das ist eine große Veränderung. Viele Menschen verlassen auch die Städte und ziehen in Regionen, in denen sie Häuser kaufen können. In Karuizawa [ein Gebirgsort, eine Stunde mit dem Zug von Tokio entfernt] herrscht derzeit ein Bauboom. Wir arbeiten dort an zwei Häusern und einer Galerie.
Die Rolle von Luft im Design
Welchen Stellenwert hat die Luftqualität in Ihren Entwürfen und in welcher Phase des Entwurfs wird sie berücksichtigt?
Das kommt ganz auf das Projekt an. Für Bürogebäude ist dies besonders wichtig, da sie von einer größeren Anzahl von Menschen genutzt werden. In Wohnräumen geht es eher darum, frische Luft auf natürliche Weise hereinzubringen. Im Allgemeinen sind die Japaner eher daran gewöhnt, mit Außenluft zu leben. Die Idee für Fenster stammt aus den westlichen Ländern. Wenn Sie ein Loch in die Wand machen, wird daraus ein Fenster. Die Japaner hingegen installierten traditionell Shoji-Fenster und Schiebetüren, damit sie ihre Häuser öffnen konnten, wann immer ihnen danach war. Das bedeutet, dass viele japanische Häuser sich mehr an der Natur orientieren – sehr kalt im Winter und sehr warm im Sommer, wie es die Außenluft vorgibt. In modernen japanischen Haushalten sind Klimaanlagen natürlich weit verbreitet, und die Technologie entwickelt sich schnell weiter.
Wie gehen Sie die Herausforderungen in Bezug auf die Luftqualität bei Ihren Projekten an?
Ich denke, Architekten sollten sich der Natur bewusst sein und passive Wege finden, um neben der Technologie auch natürliche Energie zu nutzen. Im Frühjahr und im Herbst können Sie zum Beispiel frische Luft hereinlassen, um die Wärme aus dem Raum zu entfernen. In der Schweiz gibt es sogar eine Vorschrift, die besagt, dass das Dach begrünt werden muss, wenn es flacher als ein bestimmtes Maß ist, um den Wärmeverlust zu minimieren. Wir arbeiten derzeit an einem Projekt in Okinawa. In diesen südlichen, subtropischen Gegenden haben die Häuser oft große Dachvorsprünge, die über einen Engawa [offener Korridor] ohne Wände hängen. Sie werfen Schatten, die den Korridor auf eine mildere Temperatur abkühlen und die vom Boden reflektierte Wärme abhalten – aber noch wichtiger ist, dass dieses offene Design eine natürliche Belüftung ermöglicht, die die heiße Luft nach draußen drückt.
Klimatisierung eines Raums
Welche Art von Innovationen und Technologien zur Verbesserung der Luftqualität setzen Sie häufig in den von Ihnen gestalteten Räumen ein?
In Galerien oder sogar in Wohnungen mit hohen Decken verwenden wir oft eine Verdrängungslüftung. Dabei wird kühle Luft mit einer sehr geringen Geschwindigkeit am Boden zugeführt, die dann durch Wärmeaustausch in den zu kühlenden Raum gezogen wird. Das bedeutet, dass Sie nur den Raum klimatisieren müssen, in dem sich die Menschen aufhalten – etwa zwei Meter über dem Boden – und nicht den Raum darüber. Diese Methode ist sehr energiesparend. Wir haben dieses System in den Hauptwohnraum der Four Leaves Villa in Karuizawa eingebaut, da dieser über eine hohe Decke verfügt, und auch in unsere Museumsprojekte.
Was sind die wichtigsten Überlegungen bei der Schaffung von Kulturräumen?
Wir analysieren oft die Typologie der verschiedenen Galerien – von klassisch bis zeitgenössisch, wie die Fondation Beyeler in der Schweiz und das Tate Modern in London. Beyeler ist ein fantastisches Museum, das sehr intelligent mit flexiblen Wandsystemen angelegt ist. Die Klimatisierungsgitter wurden quer über den Boden in einem Abstand von jeweils 1,7 Metern installiert, so dass Sie, wenn Sie die Wände verschieben, immer noch den gesamten Raum klimatisieren können. Durch den Einsatz von Lamellen und Verdunkelungsschirmen fällt natürliches Tageslicht in alle Galerien des Museums. Es gibt auch schöne Landschaften. Galerien müssen an ihren Standort gebunden sein. Denken Sie daran, wie einprägsam die Werke von Yayoi Kusama auf Naoshima aufgrund ihrer natürlichen Umgebung sind. Ein weiteres Beispiel ist die Giacometti-Galerie im Louisiana Museum of Modern Art in Kopenhagen, die einen Backsteinboden und ein großes Fenster mit Blick in die Natur hat. Natürliches Tageslicht, die Landschaft, die Aussicht, die Temperatur - all das ist wichtig.
Die Grenzen der Belüftung
Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen japanischen und westlichen Belüftungssystemen?
In europäischen Büros sind natürliches Tageslicht und Belüftung sehr beliebt – was in einem Hochhaus in Tokio nur sehr schwer möglich ist. In Japan sind die Büros oft sehr tief und mit Leuchtstoffröhren beleuchtet – ein sehr amerikanischer Stil. Aber in Europa darf man aus Gründen der psychischen Gesundheit keine Büroräume ohne natürliches Tageslicht konzipieren. Ich habe vor Kurzem an einem Hochhaus in Paris auf einem schmalen Grundstück gearbeitet, also haben wir zwei zwölf Meter breite bogenförmige Räume gezeichnet, mit einem Aufzugsschacht in der Mitte. Ich denke, dass japanische Büros das Potenzial bieten, das natürliche Tageslicht und auch die Luftqualität zu verbessern. Japanerinnen und Japaner haben angesichts der Pandemie ihren Lebensstil geändert und wünschen sich auch in der Arbeitswelt ein natürliches Umfeld.
Was halten Sie von der nanoeX-Technologie?
Wir haben das System tatsächlich bereits in einigen unserer Projekte eingesetzt. Die Qualität und Technologie japanischer Klimaanlagen ist mittlerweile etwas ganz Besonderes. Eine Klimaanlage ist wirklich eine unschlagbare Erfindung, um einen Raum kosteneffizient zu klimatisieren. Einige Klimaanlagen sorgen auch für die Belüftung - sie bringen die Außenluft ins Innere – und können einen Raum auch entfeuchten und reinigen. Diese Art von Technologie kommt besonders Gebäuden in Japan zugute, die oft nicht für eine natürliche Belüftung ausgestattet sind oder kleine Fenster haben. Sie tragen wirklich dazu bei, die gewünschte Luftqualität zu gewährleisten. Die Menschen in Japan reagieren sehr empfindlich auf die Luftqualität, nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch wegen der Pollenallergien, die eine Folge der Anpflanzung von Zedern in den Bergen seit der Edo-Zeit sind. Ich denke, dass die Luftqualität auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird, da immer mehr Menschen aus den Großstädten in die Berge oder in kleinere Städte mit sauberer Luft ziehen werden. Gute Luftqualität und natürliche Belüftung werden für viele Japaner immer wichtiger.
Profile
Kentaro Ishida,
Architekt
Direktor, Kentaro Ishida Architects Studio
Kentaro Ishida AA Dipl. hat Architektur an der Architectural Association School of Architecture in London studiert. Von 2004 bis 2012 arbeitete er mit dem Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron zusammen. Während seiner Zusammenarbeit mit H&dM leitete er als Partner eine Reihe von internationalen Projekten. Im Jahr 2012 gründete er dann sein Architekturbüro KIAS (Kentaro Ishida Architects Studio) in Tokio. Neben seinem Architekturbüro unterrichtet er seit 2016 als Associate Professor Architektur am Tokyo Institute of Technology.
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